Guitar Special Vol.18 mit Martin Motnik (ACCEPT)

In dieser Artikel Serie geht es um das Handwerkzeugs beliebter Gitarristen und Bassisten. Welches sind ihre Lieblingsgitarren/ Lieblingsbässe und wie ist ihr Bezug dazu. Diesmal mit Martin Motnik, dem Bassisten der Heavy Metal Urgesteine von ACCEPT und seinem Ritter Roya 0419 Custom Bass.

Martin Motnik: Mein Lieblingsinstrument ist auf alle Fälle mein von Jens Ritter handgebauter Roya 5-Saiter, den ich “Null-Vier-Neunzehn” nenne, nach der Seriennummer 0419 (der 19. Bass, den Jens im Jahr 2004 gebaut hat). Ich habe den Bau des Basses von Anfang an miterlebt und dokumentiert, und er hat mich durch meine bislang größten Momente meiner Karriere rund die Welt begleitet.

Ich hatte Jens auf der Musikmesse 2004 kennengelernt und mich gleich in seine Bässe verliebt, und da wir beide Pfälzer Buben sind, haben wir uns auch gleich sehr gut verstanden. Nach einem Besuch in seiner alten Werkstatt in Wachenheim an der Weinstraße wusste ich, dass ich einen seiner Bässe haben musste, und so haben wir gleich mit der Planung begonnen. Ich wollte einen Fünfsaiter haben, weil ich die tiefen Noten in der modernen Musik erreichen können wollte, und ich wollte einen Bass der akustisch und optisch in möglichst viele Stile passt, mit einer Tendenz ins Rockige. Drum hat einen Mahagoni-Korpus und einen Ahornhals empfohlen.

Obwohl Jens wunderschöne Bässe mit fantastischen Hölzern baut, habe ich mich für einen mattschwarzen Lack entschieden. Ich werde sehr häufig von verschiedenen Künstlern als Bassist gebucht und möchte ihm oder ihr nicht die Schau stehlen, drum wollte ich eine möglichst neutrale Farbe. Darüber hinaus brauche ich viele verschiedene Klangeinstellungen, und die Jens’ selbst entwickelten Pickups und die unglaublich vielseitige 3-bandige Noll-Elektronik gibt mir mehr Klangmöglichkeiten als ich mir erträumen könnte. Als letztes Schmankerl wollte ich LEDs auf der Halsseite, um auch auf dunklen Bühnen den richtigen Ton zu treffen, und hab aus bisschen Eitelkeit, aber auch als Diebstahlschutz, ein Inlay mit meinem Namen im 12. Bund, das ebenfalls dank der LEDs von Martin Sims (der auch die Instrumente von Billy Sheehan, Steve Vai, Mark King usw. mit LEDs versieht) blau aufleuchtet. Der Bass wurde darüber hinaus „gePlekt“ und hat daher eine fantastische tiefe Saitenlage mit sauberen Tönen übers ganze Griffbrett hinweg.

Ich kann mich dran erinnern, dass ich den Bass nach der Übergabe angeschaut habe und mir gedacht habe “na, mal schauen wohin wir beide gemeinsam in der Welt reisen”. Und ich wurde nicht enttäuscht. In Deutschland war ich von 2006-2008 in der Band Eisbrecher, in der wir in ganz Europa bis hin nach Moskau aufgetreten sind und auch Vorgruppe von JBO waren. Ich habe ein paar Mal im Dorian Gray Studio in München aufgenommen, und auch mit Walfredo Reyes Jr. (Schlagzeuger von Chicago, Perkussionist für Santana, Christina Aguilera, uvm.) während seines Workshops in meinem damaligen Arbeitsplatz Music Shop München gejammt.

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Anfang 2008 sind wir (der 0419 und ich) dann nach Los Angeles gezogen und haben dort mit fantastischen Musikern gespielt. Meine erste Band war mit dem jetzigen Schlagzeuger von AC/DC, Chris Slade, ich habe drei Tourneen mit Uli Jon Roth (ex-Scorpions) gespielt, in der Warren DiMartini von RATT ein paar Mal als Gast dabei war. Ich wurde als Aushilfsbassist für Dale Bozzio’s Missing Persons gebucht, die Band die Terry Bozzio und seine (mittlerweile Ex-) Frau gegründet hatten, und ich gebe Workshops und Clinics.

In all meinen Konzerten, Sessions und Workshop hat mir der 0419 treue Dienste geleistet. Toningenieure lieben den sauberen, definierten Ton, und Mitmusiker bewundern die außergewöhnliche und trotzdem klassische Form. Trotz extremer Klimabedingungen (von der trockenen Wüste Nevadas bis zum tropischen Klima in den Bahamas) macht der Bass alles mit. Ein bisschen Korrektur mit dem Halseinstellstab, und die Saitenlage passt wieder perfekt. Und wenn ich mich doch mal tollpatschig anstelle und mir der Bass wie einmal passiert aus dem Ständer auf den Betonboden knallt, gehen höchstens die Mechaniken kaputt, was dann auch schnell repariert ist. Ich finde den Bass so schön, dass ich ihn auf eine Kreditkarte hatte drucken lassen. Andere Bassisten bewundern meinen Bass regelmäßig. T.M. Stevens kam backstage und hat auf meinem Bass gejammt, und Leigh Gorman von Bow Wow Wow bat mich darum, sich meinen Bass ausleihen zu dürfen, da sein Jazz Bass kurz vor seinem Konzert streikte. Seine Band war eine der Vorgruppe meines Konzerts mit Missing Persons, und eigentlich wollte ich mich dafür warmspielen, aber man kann einem Kollegen seine Bitte ja nicht abschlagen.

Den größten Erfolg habe ich bisher damit erreicht, als neuer Bassist bei ACCEPT einzusteigen, und der 0419 hat mich mit der Band auf der Orchestertour durch ganz Europa bis hin nach Sibirien begleitet. Er hat es dadurch in einige Zeitschriften geschafft. Für diese klassisch angehauchten Konzerte war der Ritter perfekt, doch für die originalen ACCEPT-Shows braucht es die Instrumente, für die man die Band kennt, Flying Vs und einen P-Bass. Aufgrund Wolf Hoffmanns gutem Verhältnis zu Framus-Inhaber Hans Peter Wilfer, der Anfang dieses Jahres den Vertrieb und auch Teile der Produktion von Sadowsky übernommen hat, werde ich demnächst einen Custom-Sadowsky P-Bass bekommen, den ich auf die ACCEPT-Bühnen nehmen werde. Der Ritter ist aber nach wie vor mein Lieblingsbass und mein bevorzugtes Werkzeug im Studio und als Aushilfsbassist, und der Bass den ich am wahrscheinlichsten benutze, wenn mich Jemand über meine Internetseite www:studiobassist.com bucht.

 

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