Pic: Anna Schwartz
In dieser Artikel Serie geht es um das Handwerkzeugs beliebter Gitarristen oder Bassisten. Welches sind ihre Lieblingsgitarren oder Bässe und wie ist ihr Bezug dazu. Diesmal mit Armin Alic (Henrik Freischlader, Royal Street Orchestra).
Pic: Anna Schwartz
Wann hast du mit dem Bass spielen angefangen und kannst du dich noch an deine erste Bass-Gitarre erinnern?
Angefangen habe ich im Herbst 1992, im Alter von 12 Jahren. Ein paar Monate zuvor, als der Krieg in meiner Heimat Bosnien begann, kam ich mit meiner Familie aus Sarajevo nach Wuppertal. Ich hatte bereits in Sarajevo klassische Gitarre und Klavier gespielt, wollte aber immer Bass spielen. Als ich in Wuppertal an einem Gymnasium eingeschult wurde, ergab sich gleich am ersten Schultag die Gelegenheit: eine der beiden Schulbands brauchte einen Bassisten. Ich sagte sofort ja, und habe es nie bereut. Die ersten Monate spielte ich auf einem geliehenen Bass, der aus einem Höfner-Hals und einem Stück Sperrholz als Korpus bestand. Mein erster eigener Bass war dann ein „Right-Hand“ Samick Bass, bei dem ich dann die Saiten einfach umgespannt hatte. Ich erinnere mich, dass dieser Bass damals 345,00 DM gekostet hat. Ich bin meinen Eltern dafür sehr dankbar, denn damals, als Flüchtlinge, war das für sie eine Menge Geld.
Pic: Ralf Wyssenbach
Ist diese Bass-Gitarre noch in deinem Besitz?
Dieser Bass ist nicht mehr einsatzfähig und wurde schon seit sehr langer Zeit nicht mehr gespielt. Er ist aber nach wie vor in meinem Besitz!
Pic von 1992
Was sind deine musikalischen Einflüsse und welche Bassisten sind deine Favoriten?
Hier gibt es so viele, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. In meiner Jugend hab ich ja vor allem viel Metal und Rock gespielt und gehört. Ungefähr so mit 20 erinnerte ich mich aber an meine Kindheit, und daran, dass es überall auf der Welt so viel wunderbare Musik gibt. Das war dann auch so der Zeitpunkt, wo ich damit angefangen habe, mich intensiv mit schwarzer Musik zu beschäftigen, also Blues, Jazz, Soul, Funk, und alles was im weitesten Sinne in dieser Richtung anzusiedeln ist. Ungefähr zeitgleich kam dann auch die musikalische Tradition des Balkan zurück in mein Leben, und irgendwann hat es sich dann total geöffnet. Heute würde ich sagen, geht es mir vor allem darum, ob mich eine Musik berührt, ja sogar zum Weinen bringt, und ob ich, wenn ich beim Zuhören die Augen zumache, etwas sehen kann… Wenn das der Fall ist, ist es ziemlich egal, um welche Musikrichtung es sich handelt. Weil ich den gleichen Ansatz auch als Bassist verfolge, sind meine Lieblingsbassisten und Bassistinnen in sehr unterschiedlichen Kontexten anzusiedeln. Um nur einige zu nennen: Willie Weeks, Leonard „Hub“ Hubbard, Paul S. Denman, Sharay Reed, Pino Palladino, Me`Shell Ndegeocello, Kim Clarke, Otto Williams, Tim Lefebvre, Todd Smallie, Roscoe Beck, Lee Sklar, Richard Bona, Claus Fischer, Robbee Mariano, Theofilos Fotiadis, Charles Mingus, Renaud Garcia-Fons, Nenad Vasilić, Martin Gjakonovski, Sean Malone, Geddy Lee, Tony Levin, Joey Vera, Bill Gould, Les Claypool, Juan Alderete… die Liste liesse sich endlos fortführen… 🙂
Wie viele Bässe besitzt du und welche sind deine Favoriten?
Ich glaube es sind im Moment 10. In meinen ersten 15 Jahren als Bassist war es eigentlich immer so, dass ich nur einen Bass hatte, den ich dann über eine lange Zeit ausschließlich gespielt habe. Circa ab 2007 ging es dann so langsam mit den ersten Endorsements los, sodass über die Jahre ein paar schöne und sehr unterschiedliche Instrumente zusammen gekommen sind. Vor ein paar Jahren habe ich auch mal ein paar Bässe verkauft, weil ich sie nicht mehr gespielt habe. Vor ein paar Jahren bin ich aber irgendwie wieder zu meiner ursprünglichen Devise zurück gekommen, im Grunde genommen so gut wie alles mit einem Instrument zu machen. Mein derzeitiger Hauptbass ist ein viersaitiger Precision-Bass, den den Solinger Bassbauer Knut Reiter nach meinen Vorstellungen gebaut hat. Mit diesem Bass hab ich eigentlich die letzten Jahre so gut wie alles gemacht, was so anfiel. Mein zweiter Precision-Bass ist ein Flexx Peter 4, von Rheingold Music aus Duisburg. Auch ein sehr gut klingender Preci, der mit Flatwounds bespannt ist. Wenn ich mal eine tiefe H-Saite brauche, oder doch nochmal in härteren Gefilden unterwegs bin, kommt mein alter Music Man Stingray 5 zum Einsatz, den mir meine Eltern zum 18ten Geburtstag geschenkt haben, quasi statt des Führerscheins. Wenn Fretless gefragt ist, spiele ich einen sehr schönen 6-saitigen Fretless-Bass, den der Londoner Bassbauer Mark Ramsay vor einigen Jahren für mich gebaut hat. Einige Jahre lang habe ich auch sehr viel Ubass gespielt, wenn ich einen Kontrabass-artigen Sound haben wollte. Von den Ubässen hab ich auch noch drei, spiele sie aber mittlerweile nur äusserst selten. Der letzte Neuzugang ist ein sehr schöner Kontrabass, den der italienische Bassbauer Roberto Francheschini für mich gebaut hat. Es ist sozusagen ein „Travel Bass“, also ein 3/4 Kontrabass, der aber einen etwas weniger voluminösen Korpus hat, aber verstärkt trotzdem wie ein echter Kontrabass klingt, egal ob man pizzicato oder arco spielt. Seit einigen Wochen nehme ich sogar zum ersten Mal in meinem Leben regelmässig Unterricht und lerne wie man Kontrabass spielt. Bei den E-Bässen ist auf jeden Fall noch zu erwähnen, dass auf allen Bässen mit Ausnahme des Flexx-Precis Elixir Saiten drauf sind. Seit sehr vielen Jahren spiele ich exklusiv Elixir-Saiten, weil ich finde dass es für E-Bässe keine besser klingenden und stabileren Saiten auf dem Markt gibt.
Was meinst du macht den perfekten Bass oder Verstärker aus?
Auf diese Frage hat wahrscheinlich jeder Bassist eine andere Antwort. Bei Bässen ist mir auf jeden Fall wichtig, dass sie einen sehr stabilen Hals haben, der sich keinen Millimeter bewegt, egal unter welchen Umständen. Der Hals ist eigentlich das wichtigste Element für ein richtig gut klingendes Instrument. Ich mag sehr gerne Maple-Hälse, weil mir die Präsenz und Knackigkeit im Ton sehr zusagt. Ebenso lege ich großen Wert darauf, dass über das gesamte Griffbrett jeder Ton gleich gut klingt, es also keine sogenannten „Deadspots“ gibt.. Die Pickups spielen natürlich auch eine große Rolle. In meiner Jugend habe ich hauptsächlich aktive Bässe gespielt, und dann vor allem im Bassbereich alles rein gedreht was möglich war. Mittlerweile bin ich ein großer Fan von passiven Pickups. Der Ansatz ist eigentlich der, dass das Instrument so gebaut und konzipiert ist, dass man das Holz des Korpus und den Hals hören kann, und eigentlich den Sound mit den Händen und mit dem Herzen macht. In meinem Hauptbass sind sehr gut und sehr oldschoolig klingende PB57 Pickups von Andreas Kloppmann drin, die ein sehr wichtiger Bestandteil vom Sound des Instruments sind. Sie übertragen einfach sehr ehrlich und ungeschönt den Sound den man schon hören kann, wenn man den Bass „trocken“ anspielt, und das mag ich sehr gerne. Bei 5-saitigen Bässen finde ich es sehr schwierig, Instrumente zu finden, bei denen die H-Saite im Verhältnis zu den anderen 4 Soiten steht, und genau so eine Klarheit und Punch hat. Hier seien die Sadowsky-Bässe erwähnt, bei denen das sehr gut gelingt, und bei denen mir sogar der Sound der Aktiv-Elektronik sehr gut gefällt. Bei Verstärkern ist es eigentlich ein ähnlich puristischer Ansatz: Ein Bassverstärker soll den Sound des Instruments, der Hände und der Seele des Spielers ohne Verluste, aber auch ohne Färbung übertragen. Ebenso soll er zuverlässig funktionieren und nicht anfällig sein, was vor allem auf Tour sehr wichtig ist. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich seit sehr vielen Jahren mit der Familie Weidner von der Firma Rheingold Music aus Duisburg befreundet bin, und auch zusammenarbeite. Die Rheingold Music Röhrenverstärker vereinen eigentlich alle Kriterien auf dem höchsten Niveau. Da hört man ganz präzise alles, was man rein gibt, und sie sind sehr stabil. Das finde ich sehr gut. Der Verstärker hat auch einen sehr musikalisch einsetzbaren und gut klingenden EQ, der aber bei mir eigentlich immer aus ist. Sprich: Bass – Kabel – Verstärker und die ebenfalls sehr gut klingenden Boxen von Rheingold Music, und ich habe alles was ich brauche.
Welche Bässe und Amps benutzt du für Aufnahmen?
In den letzten Jahren war es in den meisten Fällen tatsächlich die Kombination aus dem K.Bass-Preci, dem Rheingold B100 Amp und verschiedenen Rheingold-Boxen. Bei Henrik Freischlader spiele ich zwei 12″ Boxen, von denen eine ein 6″- Hochton-Horn hat, die andere nicht. Für leisere und akustischere Situationen kommt eine 10″ Rheingold-Box zum Einsatz. Ich benutze auch je nach Situation diverse DI-Boxen, wie z.B. eine Summit-Audio-Röhren DI, eine Countryman-Associates „Type 85″ passive DI oder eine Rheingold-Music DI1-DI Box. Am besten klingt auf jeden Fall ein Mikro vor dem Amp, aber es ist immer gut, die Kombination aus Mikrosignal und DI-Signal zur Verfügung zu haben, um im Mix etwas flexibler zu sein. Manchmal kommt bei Aufnahmen auch der „Rheingold Music BP2″ Preamp für eine ganz leichte Bassanhebung zum Einsatz. Für den Kontrabass benutze ich aktuell die „Basswitch IQ DI“ von RMI / Lehle, die ebenfalls seit vielen Jahren ein stetiger und sehr wertvoller Begleiter ist. Funktioniert sehr gut mit Piezo-Pickups, mit dem parametrischen EQ ist man sehr flexibel, und die integrierte DI-Box klingt auch sehr gut. Erwähnt sei hier auch der „Strobostomp HD“ – Tuner von Peterson, der zum einen unglaublich genau ist, und fernerhin durch verschiedene Presets mit allen möglichen Instrumenten sehr gut funktioniert.
Wenn du nur einen einzigen Bass auswählen dürftest, welchen würdest du nehmen?
Das wäre dann ganz eindeutig mein K.Bass Preci von Knut Reiter… Egal wo ich bin, fühle ich mich auf diesem Bass absolut zuhause!
BRING BACK THE TIME TOUR 2022
01.06.2022