Eigentlicht geht es in dieser Artikel Serie um das Handwerkzeugs beliebter Gitarristen. Welches sind ihre Lieblingsgitarren und wie ist ihr Bezug dazu. Aber auch andere Saiteninstrumente kommen hier ab und an mal zum Zuge. Diesmal ist es die Bouzouki mit einem echten Meister an diesem Instrument: Ioannis Maniatopoulos von der Band „Tri State Corner“.

Wann hast du mit dem Bouzouki spielen angefangen und kannst du dich noch an deine erste Bouzouki erinnern?

Meine ersten Töne auf der Bouzouki habe ich – eher schlecht als recht – im Alter von ca. 15 Jahren gespielt. Damals hatte ich das Glück, in der Band meines Vaters die Rhythmusgitarre spielen zu dürfen, quasi mein Einstieg in die Live-Musik. Es war eine griechische Hobby-Band, die traditionelle Musik auf griechischen Veranstaltungen, Hochzeiten etc. spielte. Der Klang dieses Instruments hatte mich so fasziniert, dass ich anfing, bei jeder Gelegenheit, an der Bouzouki des damaligen Bandkollegen rum zu probieren, aber eigentlich immer nur wenn wir unterwegs waren – ich selbst hatte zu der Zeit keine Bouzouki. Jedoch viel mehr als die Bouzouki mochte ich damals die Gitarre, und speziell Flamenco. Und weil es keinen Flamenco Lehrer in meiner Umgebung gab – zumindest fand ich keinen – habe ich mich bei einer Musikschule angemeldet, um Konzertgitarre zu lernen. Irgendwann, da war ich so 17 oder 18, brachte mein Vater mir eine alte Bouzouki von einem Freund, der sie an der Wand als Deko hängen hatte und nicht mehr wollte. Ich kann mich noch erinnern: Das Instrument hatte eine extrem hohe Seitenlage und war demnach sehr schwer zu spielen, klang nicht besonders, hatte viele optische Macken – aber es war meine erste Bouzouki. Damit fing ich autodidaktisch an. Ich hatte keinen Unterricht, nutzte aber jede Gelegenheit, andere Spieler zu beobachten, sie auszufragen und von ihnen zu lernen. Das Instrument habe ich nicht mehr und ich kann mich auch nicht mehr erinnern, was damit passiert ist. Ich glaube, ich hatte sie ebenfalls verschenkt. Dann irgendwann im Alter von 24 Jahren, also einige Jahre später, stieg der Bouzouki Spieler aus der griechischen Kombo aus und ich bekam die Chance, die Bouzouki zu übernehmen. Damals hatte ich mir eine professionelle aber gebrauchte Bouzouki in Griechenland gekauft, also meine erste, selbst bezahlte Bouzouki – ein sehr schönes Instrument. Ab da ging es wirklich los für mich, denn jetzt hatte ich ja die Verantwortung des Hauptinstruments; üben, Lieder lernen usw. Aber auch diese Bouzouki habe ich nicht mehr; die hatte ich verkauft irgendwann in 2004 oder 2005 – habe ich übrigens sehr bereut.

Was sind deine musikalischen Einflüsse und welche Musiker sind deine Favoriten?

Das muss ich ein bisschen in traditionell und Rock aufdröseln:
Ich komme ja eher aus der traditionell griechischen Sparte, daher ist ein Großteil meiner musikalischen Einflüsse aus dem Balkan und aus dem Orient. Dort findet man recht komplexe Rhythmen und andersklingende Tonleitern und Spieltechniken. Es gibt sehr viele griechische Bouzouki Spieler, die ich bewundere. Manche von Ihnen sind hauptberufliche Musiker und Komponisten und manche eher Hobbymusiker und extrem gut. Ich würde denen, die ich hier nicht nennen würde unrecht tun, daher lass ich es lieber, ansonsten wird es eine sehr lange Liste ;-). Aber generell haben, außer den Bouzouki Spielern, auch andere Instrumentalisten und auch Sänger großen Einfluss auf mich. Ich finde z.B. Geigen, Celli, Oud, Saz, Akkordeon etc. in der Balkan bzw. Orient Musik super spannend und inspirierend. Gitarren-technisch war ich auf der Paco de Lucia und Al Di Meola Schiene; es gibt natürlich viel mehr, aber die beiden hatten es mir angetan. Daneben steht die Rockmusik, auf die ich erst durch meinen Bruder Lucky (Sänger bei TSC und Drummer bei Rage) gekommen bin. Er wusste schon, wie er das anstellen muss, um meine Aufmerksamkeit in diese Richtung zu lenken: Dream Theater – das war quasi mein Zugang – das Album „Images and Words“ hatte mich verzaubert. Stück für Stück habe ich dann angefangen, mehr Rockmusik zu hören und mich dafür zu interessieren. Ich höre viel verschiedenes, aber zu meinen Favoriten gehören nach wie vor DT, aber auch Orphaned Land, Myrath … wie du erkennen kannst, habe ich durch diese Bands immer noch Bezug zu meinem traditionellen Hintergrund, nämlich komplexe Rhythmen und/oder Orientale Stilistik.

Die Bouzouki kommt ja in der Rockmusik kaum zum Einsatz, wie hast du es geschafft dieses Instrument perfekt in eure Musik einzubauen?

Das war ein ziemlich langer Prozess, der immer noch anhält. Lucky, Brat und ich haben uns sehr viele Gedanken gemacht und tun es mit jeder Platte immer wieder auf ’s Neue. Die Herausforderung ist es, die Bouzouki in unsere Musik so einzubetten, dass die traditionelle Komponente, d.h. der Klang, die Spieltechnik aber auch besondere rhythmische und begleitende Komponenten erkennbar, aber nicht störend sind. Gleichzeitig machen wir aber Rockmusik und müssen diese Energie ebenfalls transportieren. Das Gitarrenspiel von Brat in der Rhythmik, Art und Musikalität ist genau wie es sein soll. Er baut zusammen mit Chris an den Drums die Rhythmuswand, die notwendig ist, jedoch so dass sich Gitarre und Bouzouki ergänzen und nicht bekämpfen. Lucky ’s Stimme und Interpretation der Songs ist besonders und komplettiert das Gesamte. Er ist ein großartiger Sänger und versteht das große Ganze. Zudem hat er ein enormes Talent, was Songtexte angeht, auf die wir sehr großen Wert legen. Wie du siehst ist es ein gemeinsamer Prozess, der hier stattfindet. Wir nennen das „TSC-alisieren“ und erst wenn wirklich alle zufrieden und glücklich sind, schafft es ein Song auf die nächste Platte oder ins Liveprogramm. Nicht nur während unserer Liveauftritte, sondern auch bei den Proben gibt es sehr viele Momente, wo wir Gänsehaut bekommen, weil uns bestimmte Passagen, einzelne Töne, oder das Ganze emotional berührt. Das ist echt krass nach so vielen Jahren.

Wie viele Bouzouki besitzt du und welche sind deine Favoriten?

Aktuell habe ich 2 Stück. Beide sind handgefertigt und klingen unterschiedlich. Das erkennt man am besten, wenn sie ohne Verstärkung oder Effekte gespielt werden. Die erste habe ich im Jahr 2000 gekauft. Sie hat ein eher traditionelles Erscheinungsbild, eher so in Holzfarben mit Perlmutt Applikationen. Das Instrument war bereits fertig, war also keine spezielle Anfertigung für mich. Sie lässt sich sehr leicht spielen und klingt „weich“ und eher Mitten lästig. Meine zweite habe ich mir in 2011 extra anfertigen lassen bei meinem Bouzoukibauer in Unna. Sie ist schwarz, ohne viel Geschnörkel, hat unser Band-Logo am Kopf eingebettet und klingt etwas „voller“ ist dafür aber etwas schwieriger zu spielen. Ich finde beide gut und möchte mich nicht entscheiden. Live spiele ich aber meistens die schwarze Bouzouki.

Was meinst du macht die perfekte Bouzouki aus und was kannst du über deine Haupt Bouzouki erzählen.?

Das ist hier so ein bisschen Geschmacksache. Der eine sieht es so und der andere eben anders. Für mich muss das Instrument gut in der Hand liegen, unverstärkt „voll“ klingen, d.h. mitten/bass-lastig, genug Sustain haben und leicht spielbar sein. Auf zu viele Muster und Glitzer lege ich in der Optik nicht so viel Wert – einfach soll sie sein, aber dafür gut! Ich plane gerade auch, mir eine dritte Bouzouki zuzulegen, und momentan schwanke ich zwischen noch einer schwarzen oder doch einer weißen Bouzouki. Mal sehen, was es am Ende wird.

Welche Verstärkung und Effekte benutzt du für Aufnahmen und für Live Auftritte?

Bei den Aufnahmen wird die Bouzouki sowohl über Mikrofone als auch über den Tonabnehmer aufgenommen. Die Hauptsignale kommen jedoch über die Mikros und damit fangen wir das natürliche Klangbild des Instrumentes so gut es geht ein. Brat ist da ein wirklicher Experte ;-). Das Signal vom Tonabnehmer (aktiver Single Coil) wird genutzt, um z.B. songspezifische Effekte wie Verzerrer oder Phaser etc. unterzumischen. Für Live Auftritte nutze ich ein „Line 6 Helix HX Effects“ mit dem Signal vom Tonabnehmer. Auch hier haben wir viel rumprobiert und sind am Schluss zu dieser Lösung gekommen. Es gibt mir die Möglichkeit, meine Sounds songspezifisch anzupassen, ist sehr verlässlich und kompakt. Vom Board aus gehe ich über eine Stereo DI direkt zum FOH. Damit bin ich sehr zufrieden … besser geht immer, aber das ist ein für mich sehr zufriedenstellendes SetUp.

Spielst du auch noch andere Instrumente?

Ich spiele zwar noch Rhythmusgitarre, aber eher selten. Gerne würde ich mir aber noch ein Oud anschaffen und experimentieren.

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