In dieser Artikel Serie geht es um das Handwerkzeugs beliebter Gitarristen. Welches sind ihre Lieblingsgitarren und wie ist ihr Bezug dazu. Diesmal mit Peter Geltat (Holy Moses).

Wann hast du mit dem Gitarre spielen angefangen und kannst du dich noch an deine erste Gitarre erinnern?

Ich habe 1993/94 mit 12 /13 Jahren angefangen Gitarre zu spielen. Mein Vater war schon in der DDR Metaller und hat sich nach der Wende eine e-Gitarre zugelegt. Ich fand das dann toll und hab die auch öfter mal in die Hand genommen. Mein Vater hatte aber schnell die Lust verloren und ich hatte die Gitarre dann immer öfter in meinem Zimmer. Die Gitarre war ein günstiger Flying V-Verschnitt und nicht sonderlich hochwertig. Mit 14 bekam ich dann meine erste eigene Gitarre, ich durfte mir eine aussuchen und damals hing im Laden (eine große Auswahl gab es nicht) eine Kaman GTX in schwarz mit 22 Bünden, einem Humbucker und einem Single Coil und einem Floating Trem. Da kam dann relativ bald ein Morbid Angel Aufkleber rauf, der bis heute überlebt hat.

Ist diese Gitarre noch in deinem Besitz?

Die Gitarre habe ich immer noch, ich hab da einiges dran rumgewerkelt. Der Hals ist abgeschliffen, da sind Locking Tuner drauf. ein Dimarzio D-Sonic in der Bridge und das Tremolo ist fest. Ich nutze sie hier und da auch gern wieder beim Unterrichten und auf der letzten Holy Moses Scheibe hab ich sie auch bei 2-3 Songs eingesetzt.

Was sind deine musikalischen Einflüsse und welche Gitarristen sind deine Favoriten?

Ich bin mit Metal groß geworden, da mein Vater ein Metal Fan ist und damals viel Slayer, Judas Priest und Metallica gehört hat. Ich hab dann auch durch meine ältere Schwester Death Metal entdeckt und besonders die Band Death hatte es mir angetan. Chuck Schuldiner ist nach wie vor einer meiner Lieblings-Gitarristen, weil er ein super Gespür für Melodien und Riffs und ein fantastisches Vibrato hatte. Andere Gitarristen, die mich beeinflusst haben aus dem Metal-Bereich sind Jeff Loomis (Nevermore), John Petrucci (Dream Theater), Mattias IA Eklundh (Freak Kitchen), Muhammed Suiçmez / Christian Münzner (Necrophagist), Tosin Abasi (Animals As Leaders), Per Nilsson(Scar Symmetry); ich höre aber auch breit gefächert Musik und da würde ich als Gitarristen unbedingt Guthrie Govan mit aufzählen, aber auch Jazz Bassisten Avishai Cohen und Johann Sebastian Bach.

Wie viele Gitarren besitzt du und welche sind deine Favoriten?

Ich müsste momentan um die 20 Gitarren besitzen, von Metal Gitarren über Teles und Semi Hollows bis zu Steel und Nylon String und einem Bass. Zu den Favoriten zählen meine ESP EII Horizon-II in See Through Black Burst und ESP EII MII Black Turquoise Burst (beides 6 String) – das sind meine Hauptgitarren für Holy Moses, beide hab ich mit Lundgren Pickups ausgestattet. Das sind definitiv flinke Gitarren, sowohl in Ansprache als auch in Sachen Bespielbarkeit. Recht neu habe ich eine K’MO Concept-T mit True Temperament Frets – ein fantastisches Instrument. Ich durfte selber die Holzstücke vor Ort aussuchen, und hier und da auch ein wenig mit dran arbeiten, z.B. schleifen oder polieren. Die TT Frets sind ein Versuch und ich muss noch mehr testen, um zu schauen, wo und wie ich sie einsetzen werde. Ich höre definitiv, dass alles etwas reiner klingt, ich weiß aber noch nicht genau, wie sich diese Stimmung wirklich im Bandkontext macht. Die Pickups wickeln K’MO übrigens selbst und die sind große Klasse und passen perfekt zu ihren Gitarren. Einen besonderen Platz in meinem Herzen hat meine BC Rich Stealth Chuck Schuldiner Signature, die mir meine Frau zum 40. Geburtstag geschenkt hat. Wie gesagt war und ist Chuck Schuldiner einer meiner Lieblingsgitarristen und daher war eine BC Rich Stealth schon lange ein heimlicher Wunsch von mir. Da ich aber für sie nie wirklich einen Einsatz in meinem Dasein als Berufsmusiker sah und ich sonst eher auf Strat Style Gitarren stehe, habe ich mir nie selbst eine gekauft. Einen Shoutout möchte ich noch zum Up and Coming Gitarrenbauer Kallisto Guitars geben – Wir haben uns über gemeinsame Bekannte kennengelernt und mittlerweile bringt er mir ab und zu seine neuesten Kreationen vorbei, damit ich ihm Feedback gebe. Er baut sehr geile Instrumente und wird auch von Mal zu Mal immer besser. Eine “Ganymede” in Copper-Oxide musste ich nach einem Videodreh für ihn auch definitiv behalten. Ich glaube, er hat nicht nur das handwerkliche, sondern auch das künstlerische Talent und ich bin sehr gespannt, wie er und sein Business sich entwickeln.

Was meinst du macht die perfekte Gitarre oder Verstärker aus?

Ich würd mal sagen, das ist immer zweckgebunden und natürlich sehr persönlich. Für Metal nehm ich anderes Equipment, als für Jazz. Es gibt durchaus Gitarren oder Amps, die verschiedenste Stilrichtungen gut machen, aber meistens gibt Gitarren und Amps, die spezialisierter sind und dadurch bei einem bestimmten Kontext doch noch ein Stückchen besser performen. Ein gutes Instrument oder ein guter Verstärker inspirieren einen und helfen die Ideen, die man im Kopf hat umzusetzen, sie helfen einem noch mehr aus sich rauszuholen. Für mich selber ist Vielseitigkeit sehr wichtig. Ich spiele zwar viel Metal, aber manchmal auch Jazzige Sachen und ich spiel öfter auch Musical Jobs. Dort nehm ich z.B. gern Modeler – die machen einem das Leben deutlich einfacher. Aber vielleicht mal konkret, was für mich nen geilen Metal Amp ausmacht: Ich mag es auf jeden Fall eher modern und tight. Die Palm mutes müssen zackig und präzise kommen. Dabei sollte das Pick-Attack nicht allzu kratzig rüberkommen und ich mag es nicht so, wenn die Amps in den Höhen und Präsenzen zu sehr “sizzeln”. Ich mag einen guten Punch in den Hochmitten um die 2kHz, aber in den tieferen Mitten bei 500-700 kann es schnell mal nervig honkig werden, daher sollten diese nicht zu ausgeprägt sein. Ich mag es, wenn der Amp nicht allzu viel verzeiht, zumindest im Rhythm Tone, ein bisschen federn und nachgeben darf und soll er, aber nicht zu viel. Die Verzerrung sollte feinkörnig sein. Für den Solosound soll es zwar dicker und Mittenbetonter als für den Rhythm-Sound sein, aber trotzdem mag ich es schnittig. Sehr gut macht das mein Revv Generator 120, aber ich hab mit Holy Moses live auch oft Peavey 6505s, 5150s, EVH 5150 von der Backline vor Ort genommen und bin damit sehr gut klargekommen. Die Box ist ja auch immer sehr wichtig und macht teilweise einen noch krasseren Unterricht als die Amps. Mesa Oversized oder Diezel 4×12 mit V30s finde ich da z.B sehr geil. Ein Vorteil von den Peavey 6505 Amps ist übrigens, dass sie gut mit Marshall 4x-12ern funktionieren, die ja meistens als Backline auf Festivals oder in Clubs dastehen.

Was denkst du über die Frage Röhrenamp oder Modeler?

Beides cool, Modeler sind einfach wahnsinnig flexibel und klingen mittlerweile extrem gut und reagieren auch immer besser. Wenn ich dann aber mal wieder einen von meinen Röhrenamps anschmeiße (zusammen mit einer Box) und halt davor stehe, ist das auch wieder geil. Das Spielgefühl, die Interaktion und der Sound des Amps im Raum sind dann doch immer noch etwas Besonderes. Ich will aber live keine Topteile und 4x12er mehr rumschleppen und daher nehme ich jetzt fast immer einen Modeler. Für Moses habe ich mich auf ein Fractal FM3 eingeschossen. Aber im Laufe der Jahre habe ich auch gute Erfahrungen mit Kemper und Line6 Helix gemacht.

Welche Gitarren und Amps benutzt du für Aufnahmen?

Für Holy Moses hab ich auf Invisible Queen vornehmlich meine ESP EII MII BLTQB genommen und als Amps (alles wurde gereampt) für Rhythm einen Blackstar HT 50 mit einem Fortin Hexdrive davor und für die Soli meinen REVV Generator 120. Es war ehrlich gesagt sehr knapp, dass der Generator nicht auch für die Rhythm verwendet wurde. Der Blackstar mit dem Fortin davor fand ich dann doch irgendwie noch passender. Aufgenommen hab ich aber über mein Universal Audio Apollo Interface und hab eine Engl Savage Emulation zum Abhören genommen.

Wenn du nur eine einzige Gitarre auswählen dürftest, welche würdest du nehmen?

Schwere Frage, ich glaub die suche ich noch, haha. Von meinen jetzigen wär es vielleicht meine Music Man JP7. Die ist sehr vielseitig und gut verarbeitet. Die hab ich bei Metal Gigs, aber auch bei Musicals oder Jazz Sessions im Einsatz gehabt, sie hat auch einen Piezo und dadurch hab ich mir öfter mal erspart eine extra Akustikgitarre mitzunehmen und beim Spielen wechseln zu müssen.

http://www.petergeltat.de/

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