In dieser Artikel Serie geht es um das Handwerkzeugs beliebter Gitarristen. Welches sind ihre Lieblingsgitarren und wie ist ihr Bezug dazu. Diesmal mit Wolfgang Ilsy Terne.

Wann hast du mit dem Gitarre spielen angefangen und kannst du dich noch an deine erste Gitarre erinnern?

Ich denke, das war so mit 13 Jahren, also 1979. Die erste Gitarre war eine kleine akustische Höfner Gitarre, die bei meinem Vater im Schrank stand. Daneben war eine andere, die mich total faszinierte, eine Halbakustik von Hopf. Ich wurde damit geködert, dass ich – wenn ich erst mal auf der Höfner übe und dranbleibe – irgendwann diese Hopf spielen darf. Der Plan der Eltern ging offenbar auf.

Ist diese Gitarre noch in deinem Besitz?

Ich besitze in der Tat noch beide Instrumente, wenngleich sie ziemlich ramponiert sind. Die Höfner wurde irgendwann mal am Sattel hochgelegt und klingt super als Slide Gitarre. Die Hopf hatte mal einen Halsbruch und ist nur noch Deko und Erinnerung.

Was sind deine musikalischen Einflüsse und welche Gitarristen sind deine Favoriten?

Von der Akustikgitarre kommend war Stephen Stills mein erster großer Einfluss. Der 80er Rock zog mich dann aber voll an, somit wurden Gitarristen wie Gary Moore, George Lynch von Dokken, Warren DiMartini von Ratt meine Helden, später war dann Steve Lukather von Toto prägend. Bis heute liebe ich vor allem John Sykes, ehemals Whitesnake und Blue Murder und Doug Aldrich, ebenfalls Ex-Whitesnake und nun Dead Daisies

Wie viele Gitarren besitzt du und welche sind deine Favoriten?

Zwischendrin war es mal arg unübersichtlich, allein wegen Studiojobs, wo man viele verschiedene Sounds anbieten muss, mittlerweile hat sich aber herausgestellt, was funktioniert und was nicht. Somit habe ich noch so ein Dutzend E-Gitarren und vielleicht 5 akustische Gitarren.

Bei den E-Gitarren sind meine Favoriten: Fender Stratocaster Custom Shop 50s mit Humbucker, Single Coil, Single Coil Bestückung. Die Flinte ist extrem ausgewogen und lässt sich klasse bespielen.

Hier in Stuttgart sitzt René Asch mit seinen Benzville Gitarren und von ihm habe ich 2 Les Paul Modelle, von denen ich eine immer dabeihaben muss, sonst fühle ich mich nicht wohl.

Die 3. der Favoriten ist eine alte, originale Fender Telecaster von 1967 die – ganz und gar nicht Tele üblich – sehr fett, warm und voll klingt.

Was meinst du macht die perfekte Gitarre oder Verstärker aus?

Für mich, als Gitarrist, der zumeist auch die Lead Vocals macht, ist es wichtig, dass die Instrumente nicht allzu viel Mühe machen, eine leichte Bespielbarkeit haben und ich alles mehr oder minder „blind“ machen kann. Es gibt Gitarren, die einen etwas zwiebeln und man sich anstrengen muss und dann mit – vielleicht 15% mehr Tone belohnt wird – das ist für mich indes nichts, weil es mir zuviel Konzentration vom Gesang abzieht.

Der perfekte Verstärker ist wahrscheinlich ein Einkanaler mit DEM Sound. Durch die Singerei ist ein grundsätzliches Umschalten zwischen Clean und Crunch aber einfacher, somit wäre ein zweikanaliger Röhrenamp mein Favorit. Meine Wahl ist der Soldano SLO 100, davon besitze ich eine alte Originalvariante von 1992 und ein neueres Modell aus aktueller Fertigung, was mein Live Amp ist (in einem wilden Stereo Setup mit einem Line6 Helix, hier als reines Effektgerät und Schaltverwaltung indes).

Was denkst du über die Frage Röhrenamp oder Modeler?

Das ist ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss – die aktuelle Röhrenverfügbarkeit alleine bringt uns dazu. Jeder Job hat unterschiedliche Anforderungen. Bei den Rockproduktionen arbeite ich meist mit echten Amps und alten, fetten 4×12“ Boxen. Bei den Sessionjobs für z.B. Thomas Anders, Max Mutzke, Jan Delay etc. ist immer der Modeler im Einsatz. Hier habe ich einen Line6 Helix in Rackvariante, der da beste Dienste macht und mir bei den Setups mit Amps immer die Effekte liefert. Das ist so ein Gerät für alles und vielfältig einsetzbar.

Welche Gitarren und Amps benutzt du für Aufnahmen?

Abgesehen von den 3 oben erwähnten Live Favoriten kommt im Studio oft eine Yamaha SG und eine Pacifica zum Einsatz, sowie eine weitere Fender Stratocaster von 1966, letztere ist auf dem kommenden Rockalbum sehr präsent.

Bei den Akustiks ist es entweder eine alte Martin oder eine Yamaha A-Serie für etwas schlankere, modernere Sounds.

Im Studio kommen alle Sounds, die crunchy oder verzerrt sind, sowie alle Leadparts von einem der beiden Soldanos oder einem Realtone Plexi, den mir Andreas Breuhaus gebaut hat, super Amp! Das läuft oft über eine Grossmann Iso Box – früher mit einem SM57 und einem Royer 121, Sibi Siebert von Sib Systems hat mir unlängst ein Rocket Two Mikro gegeben, das gefällt mir allein so gut, dass es mittlerweile fast nur dieses ist.

Clean Sounds liefert oft der Helix, ansonsten ist es ein alter Fender Super Reverb als Topteil Aufbau, super Verstärker auch.

Wenn du nur eine einzige Gitarre auswählen dürftest, welche würdest du nehmen?

Fiese Frage…
Es wäre wohl die Benzville Les Paul, die hat eine Splitschaltung und Smitty Pickups die eben auch da großartig klingen. Auf der habe ich meinen Pyramid Signature Satz drauf, den sie mir gemacht haben, worüber ich sehr froh bin: Stainless Steel 50-40-30-19-15-11. Damit käme ich rum, wenn es denn wirklich nur eine sein darf.

Info:

https://www.wolfgangterne.de/who-i-am/

https://www.wolfgangterne.de/terne-gear/

Wolfgang Ilsy Terne ist ein französisch/deutscher Live- und Studiomusiker und arbeitet als Gitarist, Keyboarder und Sänger. Er studierte Vocal Techniques bei der großen Elisabeth Sabine, bei der auch Axl Rose oder Ron Keel und Lizzy Borden Unterricht nahmen.

Live und/oder im Studio verließen sich schon Bobby Kimball, Sister Sledge, Max Mutzke, Jan Delay und Thomas Anders auf seine Dienste, zudem ist er 1.Preisträger des dt. Rock & Pop Preis 2019.

Mit Pyramid Strings hat er einen eigenen Satz Gitarrensaiten gewickelt, Ilsy’s Choice in einzigartiger Zusammenstellung, der vielfältige Stimmungen erlaubt.

Aktuell arbeitet er innigst an einer Soloproduktion, die – ganz back to the roots – 70er und 80er Rock geprägt ist mit original Songs und einigen illustren Gästen.

 

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