CD der Woche: IN EXTREMO – „Wolkenschieber“

IN EXTREMO – „Wolkenschieber“

Album Veröffentlichung: 13.09.2024 

via Vertigo/ Universal Music

Sie haben die Toten geweckt. Wurden verehrt und angespien. Sind als Sünder ohne Zügel mit ihrem rasend Herz in den Sængerkrieg gezogen. Und sie folgten nach dem Kunstraub ihrem Kompass zur Sonne: Mit ihrem packenden Signature-Sound aus modernem Rock und jahrhundertealten Einflüssen haben In Extremo nicht nur ein eigenes Musikgenre geprägt, sondern sich auch zur wohl bekanntesten und erfolgreichsten Mittelalter-Rockband der Welt entwickelt. Lebende Legenden, die seit fast drei turbulenten Dekaden ein globales Millionenpublikum in ihren Bann ziehen. Nach acht mit Edelmetall ausgezeichneten Top 3-Alben (von denen nicht weniger als vier den 1. Platz der deutschen Longplay-Charts enterten) haben sich die fest aufeinander eingeschworenen Spielleute nun erneut zusammengefunden, um dunkle Gedanken in ungewissen Zeiten zu vertreiben und mit „Wolkenschieber“ wieder für neuen Mut, Hoffnung und jede Menge guter Laune zu sorgen!

Schon immer stand bei ihren Konzerten ein Gedanke im Vordergrund: Der des Feierns, der Geselligkeit und der Gemeinschaft. Ob bei frühen Mittelaltermarkt-Auftritten oder während großer Arena-Shows rund um den Globus – eine Verbundenheit, die In Extremo in dreißig aufregenden Jahren eng mit ihren Fans in nah und fern zusammengeschweißt hat und der Michael Robert „Das Letzte Einhorn“ Rhein, Sebastian „Van Lange“ LangeKay „Die Lutter“ LutterAndré „Dr. Pymonte“ StrugalaMarco „Flex Der Biegsame“ Zorzytzky und Florian „Specki T.D.“ Speckardt auf ihrem 13. Studioalbum ein Denkmal setzen. Abergläubisch ist das trinkfeste Sextett bekanntlich weniger, wie In Extremo im letzten Jahr mit einem schelmischen Grinsen in Form des Vorab-Tracks „Weckt die Toten“ bewiesen haben, mit dem sich die Formation in neu gewonnener Stärke präsentierte. Mit „Wolkenschieber“ schicken die Mittelalter-Rocker nun ihr ungeduldig erwartetes Album hinterher.

Haben sich In Extremo in ihren Songs bisher mit Vorliebe jahrhundertealter Motive und Überlieferungen bedient, so beginnt die Entstehungsgeschichte von „Wolkenschieber“ diesmal ungewöhnlich spät. Nämlich anno 1874, als der Berliner Apotheker Schultze nach langem Experimentieren einen „Special-Liqueur“ erfindet, der sich schon bald als Heilmittel riesiger Beliebtheit erfreuen sollte. Ein hochprozentiges Allzweck-Elixier, das bei Verdauungsstörungen ebenso seine wundersame Wirkung tat wie bei Liebes-Unlust, Schmerzen aller Couleur oder allgemeiner Schwermut. Ein bis drei Gläschen von Schultzes belebendem „Wolkenschieber“ – und schon waren Trübsinn und Kummer auf mirakulöse Weise verflogen! Ein Effekt, den In Extremo nun auf ihrem gleichnamigen Album einfangen haben. „Das Leben zu Zeiten Otto von Bismarcks hat viele Parallelen zur Gegenwart“, erklärt Bassist Kay Lutter. „Es herrschte eine unglaubliche Armut, große Wohnungsnot und politischer Tumult – etwas, was leider auch heute wieder sehr präsent ist. Schon damals haben sich die Leute in diesen Wirren danach gesehnt, ihre Sorgen zwischendurch für ein paar Momente runterzuschlucken und einfach unbeschwert zu sein. Genau dieses Gefühl versuchen wir, auf dem neuen Album zu transportieren. Wir haben unsere ganz eigene Version dieses Trunks gebraut: `Wolkenschieber` 2.4.!“

„Wolkenschieber“ enthält eine schnell ins Blut gehende Mixtur aus packenden Party- und Trinkliedern, kämpferischen Freiheitssongs und berührenden Balladen, mit der In Extremo nun das nächste Kapitel in ihrem Schaffen aufschlagen. Nachdem man die Rough-Demos in Sebastian Langes Berliner Studio erarbeitet hatte, quartierte sich die sechsköpfige Truppe ab Dezember 2022 in verschiedenen Recording-Etappen in den bewährten Principal Studios bei Münster ein. Dort arbeiteten sie mit ihrem eingespielten Producer-Team Vincent Sorg (Die Toten Hosen, Kreator, Fury In The Slaughterhouse) und Jörg Umbreit (Extrabreit, Slime, Fiddler`s Green) am Feinschliff der insgesamt 12 neuen Tracks, um ihnen den nötigen „Schmuck ans Nachthemd“ zu hängen, wie die Band augenzwinkernd ihre exzessive Detailverliebtheit beschreibt. Natürlich nicht ohne nach Feierabend selbst die eine oder andere Wolke zu schieben, wie Schlagzeuger Specki grinsend aus dem prall gefüllten Band-Nähkästchen plaudert. „Wenn sich sechs erwachsene Herren, die einem guten Tropfen und der Feierei nicht abgeneigt sind, in ein Haus auf dem Lande zurückziehen, kann man sich lebhaft vorstellen, was dort passiert. Die Kaltgetränke sprudeln, es wird streng basisdemokratisch über neue Songideen abgestimmt und natürlich im Nachgang standesgemäß auf neue Beschlüsse angestoßen. Aber mal ernsthaft: Uns ist wichtig, die ganze Band regelmäßig an einen Tisch zu bekommen. Wenn es die Zeit zulässt, kochen wir auch zusammen und sind nach dem Essen oft noch in Spiellaune, so dass wir nicht selten eine kleine Mitternachts-Session einlegen. Auch wenn die Produzenten schon lange im Bett liegen. Micha ist ja dafür bekannt, dass er sehr gerne abends einsingt.“

Eine buchstäblich feuchtfröhliche Arbeitsatmosphäre, in der In Extremo auch gleich eindrucksvoll auf dem gleichnamigen Opener von „Wolkenschieber“ so richtig die Korken knallen lassen. „Das Grundgerüst des Songs entstand in nicht einmal fünf Minuten im Proberaum“, erzählt die Band über die Entstehung des Titeltracks. „Er transportiert das, was In Extremo im Jahr 2024 ausmacht und wofür wir stehen: Für Zusammenhalt, für deutliche Worte und natürlich für jede Menge Energie.“ Kurz gesagt: Die Verrückten sind wieder in der Stadt – wie die Formation direkt im Anschluss mit einer exklusiven, neu eingespielten Version ihres Knochenschüttlers „Weckt die Toten“ beweist, auf der Micha Rhein diesmal im Duett mit Rauhbein-Frontmann Henry M. Rauhbein zu hören ist. Zwei stimmgewaltige Halunken unter sich, bevor In Extremo mit „Katzengold“ ihren aufgestauten Frust über all jene heraus prügeln, die nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden können. Oder wollen. Laut Kay Lutter einer der politischsten Songs, die die Band je geschrieben hat. „Eigentlich hatten wir beschlossen, uns in den Songs nie politisch zu äußern. Seit `Quid Pro Quo` hat sich dies geändert. Wenn man sich heute die explosive Stimmung in der Welt anschaut, kann man nur den Kopf darüber schütteln, wie gewisse Dinge in einem Land mit unserer dunklen Vergangenheit schon wieder passieren können und sich die Geschichte direkt vor unseren Augen wiederholt. Statt aus den Fehlern zu lernen, begehen wir sie zum zweiten Mal. Der Song ist ganz klar gegen alle Hetzer, Spalter, Verschwörungsanhänger, Populisten und sonstige homophoben Idioten gerichtet. Fuck you!“

Ein beherzter Mittelfinger-Gruß an alle Unsympathen, denen In Extremo mit der auf Isländisch gesungenen Skalden-Dichtung „Ólafur“ einen aus dem 8. Jahrhundert überlieferten Feiersong entgegensetzen, dessen Original-Melodie im Skandinavien des beginnenden 17. Jahrhunderts aus religiösen Gründen verboten wurde. Nachdem Dr. Pymonte das Stück in uralten Archiven ausgrub, erwecken In Extremo das ausgelassene Trinklied mit einem mittelalterrockigen Breitwand-Sound zu neuem Leben, bevor es mit „Unser Lied“ auf große Fahrt geht. Mit an Bord: Santiano-Sänger Björn Both, der In Extremo tatkräftig zur Seite steht, sich mit einem ebenso ungewöhnlichen wie packenden Mix aus Medieval-Rock und Shanty-Einflüssen den Naturgewalten entgegen zu stemmen. Deutsche Texte verschmelzen mit lateinischen Fragmenten, mittelalterlicher Burgen-Idylle und norddeutscher Seefahrerromantik zu einem Stück, das ab demnächst über Zeiten und Ozeane hinweg erklingen wird. Mit der getragenen Ballade „Feine Seele“ widmen sich In Extremo danach auf berührende Art dem Thema Abschied. An der Nyckelharpa ist mit Oliver „SaTyr“ Pade von Faun ein weiterer langjähriger Wegbegleiter der Band zu hören, bevor das Sextett erneut die Tore zu seinem wildromantischen Fantasy-Reich aufstösst, während zu harten Gitarren und hypnotisierenden Dudelsäcken der majestätische „Blutmond“ am schwarzen Nachthimmel thront.

Beim ersten Morgenlicht bahnt sich dann „Des Wahnsinns fette Beute“ wie eine brachiale Soundwalze durch die Gehörgänge. Mit am Steuerknüppel findet sich Neue Deutsche Welle-Ikone Joachim Witt, der den Song über den politischen und gesellschaftlichen Irrsinn dieser Zeiten mit seinen sonoren Vocals veredelt. „2023 haben wir ihn live auf dem M`Era Luna Festival gesehen und waren komplett von den Socken. Später haben Micha und ich beschlossen, ihn anzusprechen und zu fragen, ob er Lust auf einen gemeinsamen Song für die nächste Platte hätte“, blickt Basti Lange zurück. „Nachdem er anfänglich noch gezögert hat, konnten wir ihn dann nach unserer Show im Hamburger Stadtpark auf eine Zusage festnageln. Er hat seinen Part in wenigen Takes bei uns im Studio eingesungen und bringt eine sehr schöne Klangfarbe mit rein.“ Eine weitere Klangfacette offenbart sich mit dem treibenden „Geschenkt ist geschenkt“, auf dem sich harter Mittelalter-Rock mit elektronischen Einflüssen und einer (t)rotzigen Punk-Attitüde zu einem echten Medieval-Rave-Song verbindet.

Mit Joey und Jimmy Kelly sind auf dem hymnischen „Aus Leben gemacht“ zwei weitere hochkarätige Gäste aus In Extremos weitreichendem Friends & Family-Umfeld vertreten, deren Wege sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit denen der Berliner gekreuzt haben. „Wir sind nicht nur ewig mit den Kellys befreundet,“ erklärt Basti. „Auch in unseren jeweiligen Biographien gibt es viele Parallelen. Beide Bands haben ihre Ursprünge auf der Straße und wurden in ihren Anfangstagen oft belächelt. Trotzdem – und das darf in aller Bescheidenheit gesagt werden – haben sich sowohl die Kellys als auch In Extremo zu Legenden entwickelt. Wir haben damals ihren Superhit `Why Why Why` gecovert; nun war es Zeit, unsere Freundschaft endlich öffentlich zu besiegeln.“

Nach dem kraftvollen Aussteiger-Song „Komm lass die Welt sich einfach weiterdrehen“ setzen In Extremo mit dem ergreifend bombastischen, in seiner Größe an die epischen Kopfkino-Scores von Hans Zimmer erinnernden „Terra Mater“ zum Endspurt eines schon jetzt denkwürdigen Albums an, das in seiner musikalischen und textlichen Vielfalt zu den absoluten Höhepunkten des fast dreißig Jahre währenden künstlerischen Schaffens dieser einzigartigen Innovatoren deutschsprachiger Rockmusik gezählt werden muss.

Ein beeindruckendes Finish, nach dem sich In Extremo darauf freuen, die besondere Energie von „Wolkenschieber“ auch live mit ihren Fans zu teilen. Neben der von der Band ins Leben gerufenen Konzertreihe „Burgentour“, dem bandeigenen In Extremo-Festival „Weckt die Toten“, gefeierten Konzerten in Südamerika, Spanien, Tschechien und der Schweiz steht im Sommer 2024 auch ein großer Auftritt beim legendären Wacken Open Air auf dem Plan, bevor In Extremo ab November mit einem völlig neuen Programm auf große „Wolkenschieber“-Tournee aufbrechen.

„Wolkenschieber“ erscheint am 13.09.2024 als CD-Digisleeve und schwarze Doppelvinyl, als limitierte CD-Deluxe-Versionen inkl. zwei Bonustracks oder Doppelvinyl in Pearloptik in 180gramm mit einem edlen, signierten Artprint. Außerdem im Shop streng limitierte White Label-Vinyls und diverse Bundles mit exklusivem T-Shirt und einem exklusiven „Wolkenschieber“-Bitter, extra destilliert für dieses Album von der ältesten Berliner Schnapsmanufaktur Mampe Spirituosen GmbH.


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Chris Strieder ist Baujahr 1970... Seit 1983 totaler Musikfreak und Kenner in den Bereichen Hardrock / Heavy Metal / Bluesrock und Progrock. Gut vernetzt in Musikerkreisen, da er auch selber als Gitarrist unterwegs ist (z.B in der regional sehr bekannten Coverrockband „Sevencent“)... Ist ständig am Puls der Zeit und verfolgt die internationale Rockszene und Strömungen in der Musikwelt in jeder freien Minute....