Guitar Special Vol.51 mit Kai Strauss

Bildnachweis: Manfred Pollert

In dieser Artikel Serie geht es um das Handwerkzeugs beliebter Gitarristen. Welches sind ihre Lieblingsgitarren und wie ist ihr Bezug dazu. Diesmal mit Kai Strauss, einen echten Meister des (Chicago) Blues. Er konnte uns eine wirklich wunderbare Geschichte zu seiner Gibson ES345 erzählen.

Kai Strauss: Manchmal hat man das Glück, dass das Instrument sich den Spieler aussucht und nicht umgekehrt. Bei einer meiner Lieblingsgitarren war dies mehr oder weniger der Fall. Vor ca. sieben oder acht Jahren begann meine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem „R&B Caravan“. Eine internationale Formation (Österreich, Schweiz, USA, Deutschland), die sich voller Herzblut dem swingenden Blues und R&B der 1940er und 50er Jahre verschrieben hat. Neben Eigenkompositionen spielt die Band Titel von Louis Jordan, T-Bone Walker, Tiny Grimes und anderen Genregrößen – stilecht mit akustischem Klavier und Kontrabass. Die Anfrage von Dani Gugolz, dem Bassisten der Band, war eine wunderbare Gelegenheit mit tollen Musikern meine Liebe zum Jump-Blues auszuleben und ich habe sofort zugesagt.

Bei einer unserer ersten kleineren Touren, bekamen wir bei einem gemeinsamen Mittagessen in einem italienischen Restaurant Besuch von einem mir bis dato unbekannten Freund der Band. Wir hatten uns am Abend vorher bei unserem Konzert nur einige Minuten angenehm unterhalten – mehr nicht. Als wir bestellt hatten und auf unser Essen warteten, sagte der nette Besuch zu mir: Kai komm doch mal kurz hier an den Nebentisch, ich habe etwas mitgebracht. Gesagt, getan, zeigte er mir einen Gitarrenkoffer und sagte: Mach mal auf.

Im Koffer war eine top erhaltene Cherry-rote 1973er Gibson ES345, die ich gleich inspizierte. Ein tolles Instrument. Ich sagte ihm, wenn sich die Gelegenheit ergäbe, würde ich die Gitarre sehr gerne mal bei einem Auftritt spielen. Woraufhin er antwortete: Das ist kein Problem – es ist deine! Einen Moment lang war ich sprachlos. Und nachdem ich mehrmals meinte, das Geschenk nicht annehmen zu können, er aber darauf bestand, habe ich mich meinem Schicksal ergeben und voller Freunde und Rührung ist die Gibson in meinen Besitz übergegangen. An dem Tag habe ich nicht nur völlig unerwartet von einem mir fast fremden Menschen ein hochwertiges Instrument geschenkt bekommen, ich habe auch eine Lehrstunde über die Freude des Gebens und das Loslassenkönnen von materiellen Dingen erfahren. Bis heute sehe ich diesen Schweizer Gentleman alle ein bis zwei Jahre und wir unterhalten uns angeregt über Musik und das Leben. Wunderbar. Er hat wohl seine ganze kleine Sammlung nach und nach an Spieler verschenkt (oder zu einem symbolischen Preis verkauft), die er schätzte und die er aus einem Bauchgefühl heraus für „würdig“ hielt. Wahnsinn. Mein Plan ist, und hiermit mache ich es offiziell, die Gitarre genauso an einen jungen Spieler weiterzugeben, wenn ich mich so langsam vom Tourleben zurückziehen werde. Kann noch etwas dauern…
Noch etwas zur Gitarre:
Mein Gönner hatte absolut den richtigen Riecher, weil er meinte: die kannst du für alles einsetzen – von swingendem Blues bis Rock. Und obwohl ich eigentlich überwiegend Stratspieler bin, ist die Liebe zu dieser Gitarre und dem ES345 Modell stetig gewachsen. Sie hat einen recht schlanken Hals und ist bis auf einen Umbau auf Mono im Originalzustand. Die Humbucker sind zum Glück noch nicht so auf hohen Output getrimmt, wie man das in vielen modernen Instrumenten antrifft, so dass sie sehr lebendig reagiert und man mit den Volume- und Tone-Reglern verschiedenste Soundwelten betreten kann. Von dumpf und leicht angezerrt – wunderschön über einen kleinen Tweed-Amp a la Tiny Grimes – bis kräftig, dynamisch über meinen 1965er Super Reverb, evtl. mit etwas Unterstützung meines OKKO Twin Sonic (klasse Booster/Overdrive Pedal) und wenn man Bock hat auch mit Einsatz des Varitone-Reglers für Vintage-Sounds a la BB King.

https://www.youtube.com/channel/UCK54D0PrT_pdRBKZ-1Ndirw

https://www.kaistrauss.com/

https://www.rockland-music.de/


Anzeige

Keine Produkte gefunden.

Vorheriger ArtikelTrack by Track mit Carsten Lizard Schulz von LAZARUS DREAM
Nächster ArtikelGuitar Special Vol.52 mit Francesco Marras (Tygers of Pan Tang & Screaming Shadows)
Chris Strieder ist Baujahr 1970... Seit 1983 totaler Musikfreak und Kenner in den Bereichen Hardrock / Heavy Metal / Bluesrock und Progrock. Gut vernetzt in Musikerkreisen, da er auch selber als Gitarrist unterwegs ist (z.B in der regional sehr bekannten Coverrockband „Sevencent“)... Ist ständig am Puls der Zeit und verfolgt die internationale Rockszene und Strömungen in der Musikwelt in jeder freien Minute....

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein